Anlässlich des gestrigen Gedenktages stellte ich mein Hörspiel "Die Welt ist immer wieder schön" (siehe Blog von gestern) auf meiner Bandcamp-Seite ein und teilte das per Newsletter mit.
Eine Antwort aus Düsseldorf:
"Hallo Dirk Raulf,
Heute ist für mich und viele andere der 75. Jahrestag der B e f r e i u n g vom Faschismus ! Deshalb ist heute in Berlin ein Feiertag!
Zukünftig sollte dieser Tag bundesweit Feiertag werden."
Worauf ich zurückschrieb "Unbedingt dafür!"
Gemeint war der Feiertag.
"Befreiung vom Faschismus", und dann noch g e s p e r r t geschrieben? Die überfallenen, versklavten und gedemütigten Staaten und Völker und die 6 Millionen ermordeter Juden können die "Befreiung" feiern – aber doch nicht die Deutschen. Von denen wurden sie ja befreit. Die Deutschen hatten Hitler gewählt, waren ihm in den Krieg gefolgt, hatten als Volk von Tätern, Mitwissern, Profiteuren, Denunzianten und Wegguckern die Sache bis zum bitteren Ende unterstützt – nur, um sich nach der überfälligen K a p i t u l a t i o n so bald wie möglich selbst als Opfer darzustellen. Es hat bis 1968 gedauert, dieses fatale Lügengebilde einzureißen, und diejenigen aus der Generation der Täter und Zeitzeugen, die noch leben, schweigen zumeist weiter. Wenn nicht Schlimmeres, siehe Gauland.
Die Deutschen konnten froh sein, von sich selbst befreit zu werden und auch noch die völlig unverdiente Chance zu bekommen, irgendwie von vorn anzufangen und es mal mit Demokratie zu versuchen. Wovon wir heute noch profitieren. Und die Sprachregelung kann eben nicht heißen "Befreiung von der Nazi-Gewaltherrschaft" (Deutschlandfunk am 8. Mai!); es muss heißen Kapitulation, längst fällige Kapitulation, und zwar, Zitat Keitel, bedingungslos, zu Lande, zu Wasser und in der Luft, Kapitulation, ein Aufatmen für die Welt.
Wie bereits am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, geschrieben: Ich hörte ein Interview mit dem Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, der berichtete, bis vor einigen Jahren habe es immer einige Holocaust-Leugner unter den Besuchern gegeben. Das hätte sich geändert. Mittlerweile seien stattdessen in etwa genau so viele Holocaust-Befürworter darunter.
Moers' großartige Satire über "Adolf, die Nazi-Sau".